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Alles zu seiner Zeit

Mit einer vorausschauenden Strategie und dem Streben nach Unabhängigkeit hat sich Nomos Glashütte zu einem der führenden deutschen Uhrenhersteller entwickelt. Mit der gleichen Beharrlichkeit baut das inhabergeführte Unternehmen die Präsenz seiner Qualitätskollektion an den internationalen Märkten aus. 

Treffender könnte es der Chef eines Uhrenherstellers wohl gar nicht ausdrücken. „Wir haben Zeit“, sagt Nomos-Geschäftsführer Uwe Ahrendt, wenn er auf die Internationalisierungsstrategie des Unternehmens angesprochen wird. Die wird Schritt für Schritt umgesetzt in dem Bewusstsein, dass sich die besondere Qualität der Modelle auch außerhalb Deutschlands durchsetzt. In Asien etwa sind die zeitlosen Uhrenklassiker aus dem Erzgebirge schon längst begehrt. Nun liegt ein weiterer Fokus auf dem wachstumsstarken Kernmarkt USA, der mit einer Präsenz vor Ort zur Betreuung ausgewählter Fachhändler weiter ausgebaut wird. „Wir wollen immer an den richtigen Hebeln ansetzen, Qualität ist wichtiger als Quantität“, sagt Ahrendt.

Uhren von Nomos: Sie werden als Luxusgut gehandelt. (© NOMOS Glashütte/SA Roland Schwertner)

Unabhängig dank eigener Innovationen
Die Uhrenmacher aus dem Erzgebirge werfen dabei neben ihrer einzigartigen Mischung aus Innovationskraft und unverwechselbarem Design auch eine Menge Tradition in die Waagschale. So konnte das zur Zeit der Wiedervereinigung gegründete Unternehmen vom Start weg an den weltweit herausragenden Ruf des Standorts in Glashütte anknüpfen. Seit 1845 schon werden dort Uhren bester Güte hergestellt und das Qualitätssiegel „Made in Glashütte“ darf bis heute nur verwendet werden, wenn mindestens 50 Prozent der Wertschöpfung am Werk vor Ort erzielt werden. Bei den Nomos-Werken beträgt sie bis zu 95 Prozent. Das Streben nach immer mehr Eigenfertigung und Unabhängigkeit von Lieferanten stand deshalb von Beginn an im Fokus. Vor rund einem Jahrzehnt startete die Manufaktur zu diesem Zweck etwa ein Forschungsprojekt mit der Technischen Universität Dresden, dessen Ziel die Serienfertigung eines eigenen Schwingsystems – in der Fachsprache Assortiment genannt – war. Hielt dafür bis dahin ein Schweizer Konzern das Monopol, so versetzte Nomos Glashütte im Frühjahr 2014 mit der Vorstellung des eigenen neuen Taktgebers Swing-System die Branche in Staunen. Das Unternehmen kann damit seine Kaliber unabhängig von Zulieferern entwickeln und fertigen.

Mit einer vorausschauenden Strategie und dem Streben nach Unabhängigkeit hat sich Nomos Glashütte zu einem der führenden deutschen Uhrenhersteller entwickelt. Mit der gleichen Beharrlichkeit baut das inhabergeführte Unternehmen die Präsenz seiner Qualitätskollektion an den internationalen Märkten aus. 

Zeitlose Uhrenklassiker
An der grundsätzlichen Fertigungsphilosophie hat sich in der 25-jährigen Unternehmensgeschichte trotz aller Innovationen

Produktion bei Nomos: Präzision ist gefragt. (© NOMOS Glashütte/SA Roland Schwertner)

und inhaltlichen Veränderungen der einzelnen Produkte nichts geändert. Die elf Modellreihen mit rund 70 Versionen umfassende Kollektion ist immer noch der vom Deutschen Werkbund fortgesetzten Bauhaus-Tradition verpflichtet, die das eigenständige Design mit Funktionalität und einer langen Lebensdauer verbindet. Modellnamen wie Tangente, Orion, Tetra oder Ludwig stehen für zeitlose Klassiker in der Preisspanne zwischen 1.000 und 4.000 Euro. Das spiegelt sich in den Umsätzen wider, die sich allein von 2011 bis 2013 glatt verdoppelt haben und die in den ersten neun Monaten 2014 bereits wieder um 30 Prozent gewachsen sind.

Erfolgreich am Weltmarkt
Der inhabergeführte Betrieb mit drei Hauptgesellschaftern, von denen mit Uwe Ahrendt und Judith Borowski zwei in der Geschäftsführung arbeiten, kann auch international längst mit seiner Unabhängigkeit und dem Qualitätsmerkmal deutscher Wertarbeit punkten. In den USA hat Nomos Glashütte die Umsätze allein 2014 glatt verdreifacht und eine jetzt entstehende Tochtergesellschaft soll dort künftig die Betreuung der Fachhändler vor Ort übernehmen. Auch in UK, wo die Suche nach guten geeigneten Partner-Shops direkt von Deutschland aus gesteuert werden kann, entwickeln sich die Umsätze gut. Hilfreich ist es, dass Nomos Glashütte in Großbritannien gerade zur „Luxury Brand Watch of the Year“ gekürt wurde. Insgesamt stehen die Exporte derzeit für ein Drittel der Umsätze, wobei die USA und Asien mit großem Abstand die wichtigsten Märkte sind. Das Potenzial aber ist noch längst nicht ausgeschöpft. In China, Taiwan und Hongkong ebenso wie in Thailand und Japan kann das Unternehmen über ein gut etabliertes Netz aus Großhändlern und Importeuren die Märkte weiter bearbeiten. Darüber hinaus gelten die USA und UK als interessant, wobei die Voraussetzungen für eine besondere Positionierung allemal geschaffen sind. „Immerhin gibt es in unserem Preissegment weltweit nicht einmal zehn Marken, die wie wir Qualitätsuhren vollständig selbst bauen und verkaufen können“, sagt Ahrendt.

Kurzprofil NOMOS Glashütte/SA Roland Schwertner KG

Gründungsjahr 1990
 Branche  Mechanische Armbanduhren
 Unternehmenssitz  Glashütte
 Umsatz 2013  k.A.
 Mitarbeiterzahl ca. 200

www.nomos-glashuette.com
Mit einer vorausschauenden Strategie und dem Streben nach Unabhängigkeit hat sich Nomos Glashütte zu einem der führenden deutschen Uhrenhersteller entwickelt. Mit der gleichen Beharrlichkeit baut das inhabergeführte Unternehmen die Präsenz seiner Qualitätskollektion an den internationalen Märkten aus.

„Unabhängigkeit kommt in den USA gut an“

Interview mit Uwe Ahrendt, Geschäftsführender Gesellschafter, NOMOS Glashütte/SA Roland Schwertner KG

Sie sind gerade von Ernst & Young zum „Entrepreneur des Jahres 2014“ gewählt worden. Welche Ihrer Leistungen macht Sie selbst besonders stolz?
Die Jury hat vor allem unser starkes nachhaltiges Wachstum überzeugt. Für mich selbst war besonders wichtig, dass wir mit der Entwicklung unseres Nomos-Swing-Systems vollständig unabhängig von einem Zulieferer wie dem Quasi-Monopolisten Swatch Group geworden sind und damit auch unser Wachstum eigenständig vorantreiben können. Das hat keine andere Marke in Deutschland geschafft.

Hilft das auch in Ihrem Zukunftsmarkt USA?
Klar, Unabhängigkeit kommt dort gut an. Die New York Times oder CNN berichteten darüber, wobei natürlich auch andere Dinge ausschlaggebend sind. Unser Top-down-Ansatz bei der Auswahl guter Fachhändler beispielsweise oder der gute Ruf von German Engineering, deutschem Industriedesign und dem „Made in Glashütte“ – einer Herkunftsbezeichnung, die ähnlich dem Parma-Schinken oder dem Champagner als besonderes Qualitätsmerkmal gilt. Wir haben zudem in UK und den USA ebenso wie in Deutschland ein Sondermodell im Angebot, bei dem von jeder verkauften Uhr 100 US-Dollar an „Ärzte ohne Grenzen“ gehen. Auch das hilft bei der Wahrnehmung in diesen Ländern. Nicht zuletzt können wir uns aufgrund unserer Unabhängigkeit bei der weiteren Internationalisierung genau so, wie wir es wollen, jetzt auf die zwei Märkte USA und UK konzentrieren. Uns sitzt niemand im Nacken, der Vorschriften machen kann.

Wie finanzieren Sie Ihr Wachstum?
Für einen Markt wie die USA muss man natürlich Geld in die Hand nehmen, wobei wir das aber größtenteils mit Eigenmitteln stemmen können. Für die Unternehmensfinanzierung insgesamt nutzen wir zumeist eine Kombination aus Cashflow, klassischen Investitionsdarlehen der Banken sowie einer stillen Beteiligung der Bürgschaftsbank Sachsen, die uns seit mehr als zehn Jahren ein guter Partner ist. Hinzu kommen Fördermittel der EU für Forschung und Entwicklung.

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