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Aktien gegen die Inflation

Die betriebliche Altersvorsorge wird für Unternehmen zu einem immer wichtigeren Erfolgsfaktor im Wettbewerb um talentierte Mitarbeiter. Eine Schlüsselfrage dabei ist: Wie sollen die Gelder für die Altersvorsorge angelegt werden, damit die Versorgungsleistungen gesichert sind?

Mit dem Ausbruch der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise ist diese Frage drängender denn je. Spätestens die Erschütterungen der Konjunkturen und Finanzmärkte haben das Signal gegeben, neue Wege in der Geldanlage zu beschreiten.

Im Zuge der „Rettungspolitiken“ wurde der Kollaps des Kreditgeldsystems abgewendet – vor allem, weil Zentralbanken die Zinsen auf de facto 0% gesenkt und neues Geld geschaffen haben, um strauchelnde Banken und Staaten vor der Zahlungsunfähigkeit zu bewahren. Der nächste Schritt wird sein, die Überschuldung abzubauen. Die Instrumente, die dafür zum Einsatz kommen, heißen Schuldenschnitt, Geldentwertung und höhere Besteuerung.

Mit Bankeinlagen und Bank- und Staatsschulden werden sich keine auskömmlichen Renditen mehr erwirtschaften lassen. Die Zentralbanken halten die Zinsen so niedrig, dass die Realzinsen in vielen Laufzeitsegmenten negativ bleiben. Außerdem müssen Investoren unter Umständen auch mit dem Ausfall ihrer Forderungen gegenüber Banken und Staaten rechnen – das „Modell Zypern“ wird kein Einzelfall bleiben. Vor allem aber werden die Zentralbanken über kurz oder lang für höhere Inflation sorgen: Offene Rechnungen werden mit neu geschaffenem Geld beglichen.Wie können langfristige Anleger wie zum Beispiel betriebliche Pensionseinrichtungen da noch für die Zukunft vorsorgen? Die Antwort lautet: durch das Investieren in Produktivkapital, im einfachsten Fall durch den Erwerb von Aktien. Und zwar in Aktien von Unternehmen, deren Geschäftsmodelle auch in wirtschaftlich schwierigen – das heißt vor allem inflationären – Zeiten bestehen können. Das aber können nur bestimmte Unternehmen: Nämlich die, deren Geschäftsmodelle „inflationsresistent“ sind und die Wettbewerbsvorteile haben. Diese Unternehmen können eine Eigenkapitalrendite erzielen, die dauerhaft höher ist als die Inflation.

Das Investieren in inflationsresistente Aktien schützt das Kapital der betrieblichen Altersvorsorge nicht nur vor Geldentwertung, sondern erwirtschaftet im Zeitablauf auch eine Wertmehrung durch die Zinsesverzinsung des eingesetzten Kapitals. Allerdings ist auch das beste Unternehmen keine gute Investition, wenn es zu teuer gekauft wird. Der Investor muss daher stets den „inneren Wert“ der Aktie vergleichen mit ihrem Marktpreis. Nur wenn zwischen beiden eine ausreichende „Sicherheitsmarge“ vorliegt, lohnt sich der Kauf. Ein solches Vorgehen – das der Philosophie des Value Investing entspricht – schützt den Anleger nicht nur vor dauerhaften Kapitalverlusten. Er kann auf diese Weise auch Börsenschwankungen gewinnbringend ausnutzen.

Das Umdenken, der Abschied von der festverzinslichen Kapitalanlage, mag schwer fallen. Doch die Überschuldungsproblematik im weltweiten Kreditgeldsystem wird Haltern von Festverzinslichen absehbar große Verluste bescheren. Das Investieren in inflationsresistente Aktien ist eine zukunftsträchtige Ausrichtung – und im Grunde die einzig wirklich konsistente Geldanlage für die betriebliche Altersvorsorge: Denn es sind die Unternehmen, die das Kapital mehren, die heute und morgen Mehrwert und Wohlstand in der Volkswirtschaft schaffen.


Zu den Personen
Dr. Thorsten Polleit ist Mitgründer der Fondsboutique Polleit & Riechert Investment Management LLP. Zusammen mit seinem Partner Matthias Riechert kombiniert er in seiner Anlagestrategie die Methode des Value Investing mit der Wirtschafts- und Gesellschaftslehre der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. www.polleit-riechert.com

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