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„AHG Industry produziert im Irak“

Der Cottbusser Lutz Stache hat mit der AHG Industry eine international agierende Firmengruppe aufgebaut und macht über 90 Prozent seines Umsatzes im Ausland. Nachdem er in seiner Heimat eine traditionsreiche Glashütte gekauft hat, will er mit der VIP Pictures World GmbH ins weltweite Geschäft mit Merchandising-Artikeln einsteigen. 

Unternehmeredition: Herr Stache, ihr eigentliches Metier ist die Baustoff- und Zuliefererindustrie für die Infrastruktur. Dort führen Sie unter dem Namen AHG Industry Produktionsstätten im Ausland und machen weltweit einen Jahresumsatz von geschätzt 100 Mio. Euro. Eine der Regionen, wo Sie unternehmerisch aktiv sind, ist der Irak. Was machen Sie dort?

Serial Entrepreneur mit Geschäftssinn: Lutz Stache. (© privat)

Stache: Dort habe ich unter anderem eine Fabrik für Pipelinerohre aufgebaut. Irak ist eine der Nationen, die weltweit noch die reichhaltigsten Rohstoffvorkommen hat. Das weckt Begehrlichkeiten. Aber Pipelinerohre sind nicht gleich Pipelinerohre, wenn man sie durch Gewässer, sehr trockene und steinige Erdschichten baut. Das erfordert hochqualitative Rohre, welche wir mit AHG Industry vor Ort im Irak herstellen.

Ist das nicht gefährlich?

Es kommt darauf an, in welcher Region im Irak man sich niederlässt. Ich habe mich für die Region um Erbil, dem Zentrum Kurdistans, entschieden. Diese gilt als relativ sicher. Dort wurden in den letzten Jahren fast keine Anschläge verübt. Aber wenn ich in andere Regionen des Landes fahre, ist es im Tagesgeschäft schon mal ratsam, eine kugelsichere Weste zu tragen.

Wie Sie sind Sie auf den Standort Erbil gekommen?

Erbil ist Standort des kurdischen Regierungsparlamentes. Dort haben einige Länder, darunter Deutschland, Russland, China oder die USA, diplomatische Vertretungen und Niederlassungen ihrer Wirtschaftsunternehmen. Der Bürgermeister ist ein Kurde, der 23 Jahre in Deutschland gelebt hat. Vom Bauboom erinnert Erbil derzeit ein wenig an Dubai. Zudem will die Regierung hier verstärkt Industrie ansiedeln und Investoren gewinnen. Derzeit ist Mesopotamien, das Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, eine spannende und aufstrebende Region. Nur leider erfährt man in den deutschen Medien fast gar nichts über die positiven Seiten des Landes. Das Land ist im Kommen, trotz der großen Wunden, die der Krieg gerissen hat.Der Cottbusser Lutz Stache hat mit der AHG Industry eine international agierende Firmengruppe aufgebaut und macht über 90 Prozent seines Umsatzes im Ausland. Nachdem er in seiner Heimat eine traditionsreiche Glashütte gekauft hat, will er mit der VIP Pictures World GmbH ins weltweite Geschäft mit Merchandising-Artikeln einsteigen. 

Wie sicher lässt sich eine Produktionsstätte im Irak betreiben?

Sicherheit hat im Irak eine völlige andere Bedeutung als in Deutschland, gerade auch unter den aktuellen politischen Bedingungen innerhalb des Iraks. Im Irak muss man die Sicherheit der Produktionsstätte an die erste Stelle rücken, erst danach geht es um das Produkt und dessen Vertrieb. Das ist in Deutschland genau andersherum. Sicherheit heißt im Irak, dass wir die Fabrik der AHG Industry mit ausgebildetem, bewaffnetem Sicherheitspersonal schützen. Über die Dolmetscher kommunizieren wir darüber hinaus auch ständig mit den Behörden vor Ort. Ansonsten haben wir mittlerweile ein typisch deutsches Problem: Je mehr junge Leute aus dem Land flüchten, desto mehr haben wir im Irak einen Fachkräftemangel zu verzeichnen.

Sie haben ein Konglomerat verschiedenster Unternehmen. Dazu gehört auch der Betrieb einer Güterbahn in Deutschland. Nach welchen

Güterbahn für die Baustoffindustrie: Auch sie betreibt AHG Industry. (© AHG Industry)

Kriterien bauen Sie Ihre Unternehmen auf?

Meine Philosophie ist, bestehende Unternehmen in der Baustoffindustrie teilweise mit Partnern zu übernehmen, zu stabilisieren und deren Marktposition weiter auszubauen. Dazu gehört auch die Güterbahn, mit welcher wir unter anderem Braunkohleflugasche transportieren, die in der Baustoffindustrie gebraucht wird. Dabei konzentriere ich mich auf Übernahmen und Beteiligungen. Ansonsten gilt für mich: Neue Projekte wie die Übernahme der Glashütte müssen eine Herausforderung für mich darstellen, aber auch eine Perspektive haben.

Wie finanzieren Sie Ihre Aktivitäten?

In einigen Fällen, wie in Rumänien, habe ich Not leidende Betriebe in den jeweiligen Ländern übernommen und saniert. Einen davon habe ich im Rahmen eines M&A-Deals verkauft. Das brachte dann rund 50 Mio. Euro. Dadurch konnte ich einen Teil in Deutschland beim Kauf der Glashütte in Döbern wieder reinvestieren. Jedes Unternehmen habe ich dezentral organisiert. Das ermöglicht mir, in einzelnen Projekten ausgewählte Partner miteinzubeziehen. Zudem kann man dadurch auch die jeweiligen landesspezifischen Möglichkeiten nutzen. Im Irak müssen wir für die AHG Industry beispielsweise keine Gewerbe- und Umsatzsteuer zahlen, die gibt es dort nicht. Dadurch lässt es sich mit einer besseren Marge produzieren.

Der Cottbusser Lutz Stache hat mit der AHG Industry eine international agierende Firmengruppe aufgebaut und macht über 90 Prozent seines Umsatzes im Ausland. Nachdem er in seiner Heimat eine traditionsreiche Glashütte gekauft hat, will er mit der VIP Pictures World GmbH ins weltweite Geschäft mit Merchandising-Artikeln einsteigen. 

Nun also zurück zu den Wurzeln. Aus der Glashütte Döbern vor den Toren Ihrer Heimatstadt wollen Sie einen Produzenten von Merchandising-Artikeln machen. Welches Konzept haben Sie dafür?

Glashütte Döbern bei Cottbus: Das neue Liebhaberprojekt von Lutz Stache. (© privat)

Prominente Künstler, Sportler und Vereine aus dem Profisport können hier ihre Fanartikel kreieren und herstellen lassen, die wir dann weltweit über unsere eigene Internet-Plattform, dem „Kaufhaus der Gesichter“, vertreiben. Das Besondere daran ist, dass wir auf Nachfrage, ab der Stückzahl eins in unendlich vielen Designs und ohne Kosten für den Lizenzgeber produzieren. Gefertigt wird nur, was auch wirklich von den Fans bestellt wurde. Das verringert das Risiko. Ein Fußballer verletzt sich oder verlässt den Verein, ein Künstler schafft nur ein One-Hit Wonder und dann hört man nichts mehr von ihm. Aber wenn der richtige Hype da ist, besteht eine riesige Nachfrage nach Fanartikeln.

Merchandising ist gerade im Profifußball ein umkämpfter, weil auch margenstarker Markt und wird von denen dominiert, die die Lizenzrechte innehaben und die Vereine auch mit Garantiesummen ködern. Können Sie da mithalten?

Garantiesummen oder eine Vorab-Lizenzgebühr wird es bis auf wenige Ausnahmen von uns nicht geben. Wir ergänzen uns mit den jeweiligen Lizenzinhabern, da wir in der Lage sind, über 2.300 Artikel herstellen zu können. Wir haben etwa Bayern-Stürmer Robert Lewandowski als Einzelsportler unter Vertrag. Wir dürfen zwar keine Trikots produzieren. Aber als er kürzlich seine fünf Tore in neun Minuten schoss, waren wir die Schnellsten auf dem Markt und haben eigens Tassen, Smartphone-Hüllen, Regenschirme und Schlüsselanhänger angeboten.


Zur Person

Lutz Stache startete 1990 mit einem Baustoffhandel in Polen und lieferte den dringend benötigten Zement für den Bauboom in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg. Danach baute oder kaufte er Produktionsbetriebe der Baustoffindustrie in Osteuropa, dem Nahen Osten und China auf. Mittlerweile ist die AHG Industry auch mit einer Produktionsstätte im Irak vertreten. 2001 übernahm er in seiner Heimatregion, der Lausitz, den werkseigenen Bahnbetrieb der Stadtwerke. Jetzt will er ins weltweite Merchandising-Geschäft einsteigen. www.vip-pictures.com   

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