Management Buy-in

Die Sunval Nahrungsmittel GmbH produziert biologische Babykost. Sie ist bereits seit mehr als 50 Jahren in diesem Markt und sieht sich somit als eines der Unternehmen mit der längsten Erfahrung in der Herstellung von biologischer Babynahrung in Europa. Seit 2008 trägt mit BWK eine Beteiligungsgesellschaft mit dazu bei, Wachstumschancen zu realisieren. Seitdem ist auch ein neuer Geschäftsführer an der Unternehmensspitze, der ebenfalls am Unternehmen beteiligt ist.

Biologisch ist „in“

Das Bewusstsein für gesunde Ernährung ist in den vergangenen Jahren immer größer geworden. Immer mehr Verbraucher beschäftigen sich mit Fragen bezüglich Herkunft und Qualität ihrer Nahrungsmittel. Biologische, natürliche Kost ohne schädliche Zusatzstoffe spielt dabei eine zunehmend wichtige Rolle – dies gilt auch und besonders im Bereich der Babynahrung. Von diesem Trend profitiert die Sunval Nahrungsmittel GmbH, die ihren Sitz in Waghäusel bei Karlsruhe hat. Sie produziert biologische Babykost, die sowohl in der Qualität als auch im Preis im oberen Segment angesiedelt ist. Das Unternehmen produziert unter den Eigenmarken „Sunval“, „BioBambini“ und „Babyson“, macht aber einen Großteil seines Geschäfts als Abfüller namhafter Handelsmarken. Abnehmer sind insbesondere Bio-Supermärkte sowie Drogerie- und Handelsketten.

Externer Geschäftsführer stieg ein

Im Jahr 2008 stieg die BWK GmbH Unternehmensbeteiligungsgesellschaft bei Sunval ein, um mit frischem Kapital das Wachstum voranzutreiben. „Wir wollten uns schon länger im Lebensmittelbereich stärker engagieren, und das Geschäftsmodell von Sunval war sehr interessant mit seiner Mischung aus Private Label und der Belieferung des Premium-/Demeter-Marktes“, sagt Marc Schrade, Mitglied der Geschäftsleitung der BWK und Vorsitzender im Unternehmensbeirat von Sunval. „Sunval gewann jedes Jahr gegen die großen Hersteller Marktanteile.“ Neben dem attraktiven Markt sah BWK auch Potenzial für eine Konsolidierung in der Branche. So wurden 2009 zwei Wettbewerber im deutschsprachigen Raum von Sunval übernommen, von 2008 auf 2010 verdoppelte sich der Umsatz. Im Frühjahr 2008 wurde über einen M&A-Berater der Kontakt zum Firmengründer hergestellt. Die Beteiligung durch BWK ging mit einem Management-Buy-in von Ralf Jungfermann einher, mit dem die BWK bereits bei einer früheren Beteiligung zusammengearbeitet hatte. Der zunächst noch mit 40% weiter beteiligte Altgesellschafter wurde 2009 ausgekauft, heute halten die BWK 80% und Jungfermann 20% der Anteile.

Beirat für Strategiefragen

„Damals war die Finanzkrise gerade ausgebrochen, aber wir wussten, dass unser Erfolg nicht von der Finanzkrise abhängt, sondern von der Geburtenrate und Trends in der Baby-Ernährung“, erklärt Jungfermann. „BWK kannte mich bereits von einem Portfolio-Unternehmen, bei dem ich Geschäftsführer gewesen war. Aber ich hatte den Wunsch, nun auch in einem Unternehmen als Gesellschafter aktiv zu sein.“ Jungermann ist für das operative Geschäft verantwortlich, ihm beratend zur Seite steht der Beirat, dem neben BWK-Mann Schrade auch der extern hinzugezogene Nahrungsmittelexperte Gerrit Roosen angehört (siehe Interview). „Grundkonzept ist, dass der Beirat wie ein Aufsichtsrat fungiert: Er mischt sich nicht in das operative Geschäft ein, kümmert sich aber um die strategische Richtung“, sagt Schrade. Er betont, dass BWK als GmbH – anders als ein klassischer Fonds – zeitlich unbegrenzt Eigenkapital zur Verfügung stellen kann. „Wir haben einen eher langfristigen Ansatz, unsere durchschnittliche Investitions-Haltedauer beträgt etwa zehn Jahre.“

Wachstum in Europa angepeilt

Die Sunval-Beteiligung lag in der Größenordnung zwischen 5 und 10 Mio. EUR. Damit soll weiteres Wachstum finanziert werden, und zwar in Europa, insbesondere auf den großen Märkten Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien. „Auf allen Auslandsmärkten wird Babynahrung fast ausschließlich auf konventionelle Art hergestellt“, erklärt Jungfermann. „In der biologischen Babykost ist Deutschland führend; wir wollen den allgemeinen Bio-Trend auch für unsere Expansion in Europa nutzen.“ Die Geburtenraten sind zwar niedrig in Europa, aber der Trend zu Gläschenkost verstärkt sich – insbesondere in Osteuropa. Zudem werde Babynahrung tendenziell länger eingesetzt – mittlerweile bis zum Lebensalter von über 12 Monaten, wie Schrade erläutert. Und es gebe sogar auch unter den Senioren zunehmend mehr Abnehmer von Gläschenkost.

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