Brutale Transparenz

Dr. Tobias Lührig spricht bei Business Leaders, organisiert von LSG & Kollegen und der Unternehmeredition, über Behavioral Economics. Mit seinen „Experimenten“ will er die digitale Transformation forcieren.

Dr. Tobias Lührig bezeichnet sich selbst als Technokraten. Sein Unternehmen, die Beinbauer Group, beliefert die Nutzfahrzeugindustrie mit Komponenten. Es ist ein klassischer Automobil-Zulieferer und Hidden Champion, der von sich selbst behauptet, in den meisten Lkws und Sattelschleppern vertreten zu sein.

In den meisten LKWs vertreten: Die Produkte der Beinbauer Group. (© Markus Götzfried)
In den meisten Lkws vertreten: Die Produkte der Beinbauer Group. (© Markus Götzfried)

Doch die Branche ist nicht für bahnbrechende Neuheiten bekannt, wie Lührig eingesteht. Die entsprechenden Module wie Achsschenkel oder Hinterachswellen lassen für die nächsten Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte, keine Produktinnovationen erwarten. Auch die Vermarktung lässt bei höchst funktionalen Bauteilen wenig Raum für kreative Benchmarks. Wer sich also von der Konkurrenz absetzen will, muss beim Herstellungsprozess ansetzen. Mit seinem Faible für Big Data, Visualisierung und Verhaltensforschung will Lührig diese Entwicklung kontinuierlich vorantreiben: „Bei uns vergeht kein Monat ohne ein Projekt zur Verbesserung in der Produktion.“

Seine Reformen stehen dabei unter dem Motto der „brutalen Transparenz“. Im Stammwerk in Büchlberg nahe Passau sind alle Maschinen miteinander vernetzt. Über einen sogenannten Datenwürfel kann Lührig nicht nur die aktuelle Produktivität überwachen, sondern sich auch die Leistung für die nächsten Minuten berechnen lassen. Zusätzlich wird die Wettervorhersage berücksichtigt: Ist ein Gewitter angekündigt, werden die sensiblen Maschinen im Voraus abgeschaltet.

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