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Liquidität durch gebrauchte Maschinen

In Maschinen und Anlagen ist Kapital gebunden. Auf Basis des Anlagenwerts kann die Finanzierungsform Sale & Rent Back, die Mietkaufvariante des Sale & Lease Back, für das Unternehmen aber dieses Kapital in Liquidität umwandeln. Die Zimmermann Formenbau GmbH in Hessen hat dies mit dem Finanzierungspartner Nord Leasing GmbH getan.

Die jüngere Geschichte, genauer gesagt die letzten eineinhalb Jahre, haben bei der seit 1886 bestehenden Zimmermann Formenbau GmbH einige Veränderungen gebracht. Insbesondere wurde sie aus dem japanischen Konzern ARRK Corp. herausgekauft – und zwar per Management Buyout (MBO). Drei Manager übernahmen das Unternehmen zum 1. Januar 2013 zu 100%. „Von da an konnten wir uns von den üblichen Konzernzwängen, z.B. dass wir bei überteuerten Schwestergesellschaften einkaufen mussten, befreien“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Uwe Kreuter. Er ist Wirtschaftsingenieur und seit 2010 im Unternehmen.

Automobilhersteller als Kunden

Zimmermann Formenbau ist ein klassisches Unternehmen des Mittelstands und in der Werkzeugherstellung „zu Hause“. Spritzguss- und andere Werkzeuge, auch Prototypenwerkzeuge, Werkzeugkonstruktionen und Bauteilentwicklung gehören zur Angebotspalette. Darunter sind auch sehr große Werkzeuge bis zu 100 Tonnen Gewicht. Zu den Kunden zählen sowohl alle großen Automobilhersteller und Systemlieferanten als auch Kunden im Entsorgungs- und Logistikbereich.

Die Maschinen und Anlagen des Unternehmens – dazu zählen verschiedene Fräsmaschinen, Erodieranlagen und Bohrwerke zur Herstellung und Bearbeitung von Werkzeugen – bedeuten Kapital, das aber leider gebunden ist. Nach dem MBO befand sich Zimmermann Formenbau in einer Phase der Restrukturierung. Banken waren aufgrund der Ergebnishistorie mit einigen Verlustjahren, Basel III und schärferer Regularien nicht bereit, eine Finanzierung zu unterstützen. „Wir brauchten aber Kapital sozusagen für die Anschubfinanzierung als ungebundenes Unternehmen sowie für internationales Wachstum und einen großen Auftrag aus Russland“, erzählt Kreuter. So kam die neue Geschäftsführung mit der Nord Leasing GmbH ins Gespräch, die einer der wenigen Anbieter alternativer Finanzierungsformen wie Sale & Lease Back sowie Sale & Rent Back ist.

CNC-Fräser: Das hessische Unternehmen stellt Werkzeuge und Bauteile her.

Unterschied zu Sale & Lease Back

„Wir haben zunächst ein Gutachten über den Wert der Maschinen und Anlagen erstellt“, sagt Nord Leasing-Geschäftsführer Thomas Vinnen. „Bei Zimmermann Formenbau ergab dies 2,4 Mio. EUR. Auf dieser Basis haben wir dann insgesamt 1,8 Mio. EUR ausgezahlt. Dass das Unternehmen einige schwierige Jahre hinter sich hatte, war für uns kein Hinderungsgrund. Denn unsere Finanzierung ist asset- und nicht ratingbezogen.“ Nord Leasing hat die spezielle Expertise, den Zeitwert gebrauchter Maschinen zu ermitteln. Das Sale & Rent Back funktioniert nur bei mobilem Anlagevermögen, das auch im Bedarfsfall gut weiterveräußert werden kann. Ähnlich wie beim Sale & Lease Back verkauft das Unternehmen seinen Maschinenpark an die Nord Leasing und mietet ihn zurück. Beim Sale & Rent Back bleibt es aber wirtschaftlicher Eigentümer und schreibt die Güter weiter in seiner Bilanz ab.

Die Finanzierungsvereinbarungen mit Zimmermann Formenbau – die Auszahlung erfolgte in zwei Schritten im Juni 2013 und Februar 2014 – laufen über jeweils vier Jahre. Nord Leasing finanziert in der Regel zwischen drei und fünf Jahren: „85% unserer Fälle liegen bei 48 respektive 54 Monaten. Die Finanzierungssummen betragen in den allermeisten Fällen zwischen 400.000 und 5 Mio. EUR“, so Vinnen. „Für das Unternehmen bedeutet das einen zusätzlichen Mittelzufluss über die Maschinen als Sicherheiten, ohne eine bilanzielle Veränderung des Anlagevermögens.“

 

Kurzprofil: Zimmermann Formenbau GmbH

Gründungsjahr: 1886

Branche: Werkzeughersteller

Unternehmenssitz: Gladenbach (Hessen)

Mitarbeiterzahl: ca. 140

Umsatz 2013: ca. 25 Mio. EUR

www.ziform.com

In Maschinen und Anlagen ist Kapital gebunden. Auf Basis des Anlagenwerts kann die Finanzierungsform Sale & Rent Back, die Mietkaufvariante des Sale & Lease Back, für das Unternehmen aber dieses Kapital in Liquidität umwandeln. Die Zimmermann Formenbau GmbH in Hessen hat dies mit dem Finanzierungspartner Nord Leasing GmbH getan.

„Großauftrag aus Russland“

Interview mit Uwe Kreuter, Geschäftsführer Deutschland der Zimmermann Formenbau GmbH

Unternehmeredition: Herr Kreuter, wie kamen Sie auf das Sale & Rent Back-Verfahren?

Kreuter: Die Empfehlung kam von unserer Hausbank, die uns auf das Finanzierungsangebot der Nord Leasing hinwies. Wir hatten vorher noch nie eine Sale & Rent Back-Finanzierung gemacht. Bis Ende 2012 gehörten wir zu einem japanischen Konzern, aus dem wir uns gerade herauslösten. In dieser Restrukturierungsphase im ersten Halbjahr 2013 war eine Bankfinanzierung schwer darstellbar. Zudem mussten wir einen Großauftrag aus Russland vorfinanzieren. Das Sale & Rent Back schien uns in dieser Phase genau das richtige Mittel zu sein, um die nötige zusätzliche Liquidität zu generieren, ohne Gesellschaftsanteile abgeben oder zusätzliche Sicherheiten stellen zu müssen.

Wofür verwendeten Sie die freigewordenen Mittel?

Wie gesagt befanden wir uns in einer Umstrukturierung, in der wir auch die Weichen für mehr internationales Wachstum – etwa nach Russland, China und Portugal, wo wir jeweils eigene Niederlassungen haben – stellen wollten. Zudem war die Finanzierungsspitze aus dem russischen Großauftrag abzudecken. Der Auftrag über die Lieferung von Werkzeugen, Maschinen etc. an den führenden Fahrzeugproduzenten in Russland hatte ein Volumen von rund 7 Mio. EUR.

Welches Wachstum streben Sie an, was sind Ihre weiteren Pläne?

Mit unserem Umsatz lagen wir 2013 mit 25 Mio. Euro auf Vorjahresniveau, der Auftragseingang lag aber 35 Prozent über Plan. Aufgrund der Projektlaufzeiten von meist zwischen sechs und neun Monaten bei größeren Werkzeugen kommt dies oft erst mit einem halben Jahr Verzögerung bei Umsatz und Profitabilität an. Wir erwarten also für 2014 einen deutlich erhöhten Umsatz, und in den nächsten drei Jahren wollen wir insgesamt auf etwa 33 Mio. Euro kommen. International sehen wir großes Potenzial und möchten in den USA einen Partner finden. Auch technologisch wollen wir uns weiterentwickeln, etwa in der Roboterpolitur von Spritzgusswerkzeugen, die eine höhere Polierqualität bringen. Hier arbeiten wir seit einem Jahr in einem Projekt mit dem Fraunhofer-Institut zusammen.

Vielen Dank für das Gespräch.

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