Frühzeitig die Nachfolge in die Wege geleitet

Spritzguss-Experte Dittrich + Co GmbH wächst weiter mit Kapital von VR Equitypartner GmbH

Der Firmensitz von Dittrich + Co in Schwabmünchen bei Augsburg
Der Firmensitz von Dittrich + Co in Schwabmünchen bei Augsburg

Von der Herstellung von Werbeartikeln zum High-Tech Kunststoffspritzguss: Die Dittrich + Co GmbH hat in den vergangenen 65 Jahren eine sehr erfolgreiche Entwicklung absolviert. Die zweite Gründergeneration hat nun den Staffelstab übergeben an eine neue Geschäftsführung. Partner in diesem Übergang war die VR Equitypartner GmbH.

Die Dittrich + Co GmbH hat zum Beginn ihrer Unternehmensgeschichte unterschiedliche Teile aus Kunststoffen in großer Auflage produziert. Dazu gehörten unter anderem auch der Hula-Hoop-Reifen, Schlüsselanhänger bekannter Marken oder andere Werbeartikel, die für größere Konzerne hergestellt wurden. Einer der bekanntesten Artikel aus dieser Zeit waren niedliche kleine blaue Schlumpf-Figuren. „In der Spitze haben wir davon 1,7 Millionen Stück im Monat produziert“, erinnert sich Armin Dittrich, in der zweiten Generation Gesellschafter und Geschäftsführer der Dittrich + Co. Bereits in den achtziger Jahren wurde dann aber die Entscheidung getroffen, aus diesem Massengeschäft auszusteigen und sich breiter aufzustellen, um auch in der Zukunft unabhängig zu sein.

Seitdem konzentriert sich die Firma aus der Nähe von Augsburg auf anspruchsvolle Kunststofftechnik-Produkte in kleineren und mittleren Seriengrößen. Heute gehören neben dem Möbel- und Medizintechniksektor auch Unternehmen aus der Verpackungsindustrie, dem Maschinenbau und der Automotivindustrie zu den Kunden. Und es geht stetig aufwärts: „Wir können inzwischen komplizierte und aufwändige Spritzgussteile erstellen mit einem Gewicht zwischen zwei Gramm und mehr als fünf Kilogramm“, sagt Dittrich. Die modernen Maschinen bei der Dittrich + Co laufen in 16 bis 18 Schichten wöchentlich mehr oder weniger rund um die Uhr – die Nachfrage nach den speziellen Produkten macht es möglich. Neben der hohen Flexibilität bei den Produktkategorien, der schnellen Reaktions- und Produktionszeit ist Dittrich + Co in der Branche für seine Kompetenz in der Produkt- und Prototypentwicklung gemeinsam mit den Kunden bekannt. Auch beim Bau von komplexen Werkzeugen für die Spritzguss-Produktion hat sich das Unternehmen einen sehr guten Ruf erarbeitet.

Qualitätssicherung im Fokus

Sogenannte Werkzeuge sind Spezialformen, die für den Spritzguss verwendet werden und für jede Produktart neu und individuell angefertigt werden. Bei Dittrich + Co können die Expertinnen und Experten auf eine umfangreiche Erfahrung bei der Fertigung dieser Werkzeuge zurückblicken. Die Qualität der Werkzeuge, deren Herstellung teuer und zeitaufwändig ist, steht dabei ganz oben auf der Liste der Prioritäten, denn nur so können die aus einer oder zwei Komponenten bestehenden Spritzgussteile auch mit der entsprechenden Genauigkeit hergestellt werden. „Rund zehn Prozent unseres Teams sind in der Qualitätssicherung beschäftigt. Sie sind nicht nur für die Qualität der Werkzeuge oder die Bestimmung der Bauteilequalität, die durch den Einsatz von 3D-Messtechnik erfolgt, verantwortlich, sondern begleiten auch den Produktionsprozess in der Halle. Damit legen wir die Grundlage für die hohe Zufriedenheit bei unseren Kunden“, sagt Geschäftsführer Dittrich.

Inzwischen stellt das Unternehmen auch komplizierter aufgebaute Teile her und montiert Baugruppen wie beispielsweise für einen Defibrillator, der aus mehr als 80 Kunststoffkomponenten besteht.  Den Einbau der Elektronik und des Displays übernimmt dann der Kunde von Dittrich + Co selbst. Auch in der sogenannten Zwei-Komponenten-Technik (2k) verfügt das Unternehmen über den entsprechend notwendigen Maschinenpark, um solche aufwändigeren Projekte abwickeln zu können. „Insgesamt haben wir in der Vergangenheit festgestellt, dass in der Industrie immer mehr Teile aus Kunststoff hergestellt werden, die früher noch aus Metall bestanden. Der Vorteil von Kunststoff besteht vor allem im deutlich geringeren Gewicht und auch die anschließende Verarbeitung ist leichter“, erläutert Co-Geschäftsführer Manfred März. Und inzwischen wird mit einem immer höheren Anteil an Recyclingmaterial gearbeitet, aktuell besteht rund ein Drittel des Ausgangsmaterials aus wiederverwendetem Plastik.

Ununterbrochen lieferfähig trotz Corona-Krise

„In den Jahren der Corona-Pandemie haben wir es geschafft, ununterbrochen lieferfähig zu sein. Das wurde möglich durch eine geschickte Einkaufspolitik bei den Materialien und zusätzlich durch eine gesteigerte Flexibilität bei der Produktion“, sagt Dittrich. Für die Kunden sei diese hohe Verlässlichkeit bei den Aufträgen angesichts der weltweiten Probleme mit den Lieferketten sehr wichtig gewesen. „Davon profitieren wir noch heute“, so Dittrich weiter. Mit zahlreichen Kunden hat Dittrich + Co inzwischen eine automatisierte Fertigung auf Abruf vereinbart. Teilweise ist dabei eine Lieferung der bestellten Ware in einer Frist von 24 Stunden möglich. Um die Kunden weiterhin bei der Entwicklung und Produktion von hochwertigen Produkten zu unterstützen, investiert das Unternehmen nicht nur kontinuierlich in einen modernen Maschinenpark und innovative Messtechnik, sondern auch in die Ausbildung und Qualifikation ihrer Fachkräfte.

Interne Nachfolgelösung bewusst gewählt

Bereits sehr frühzeitig beschäftigte sich Dittrich mit der Frage nach der Zukunft seiner Firma und einer möglichen Nachfolgelösung. Nachdem aus den Familien der beiden Altgesellschafter kein Nachfolger in Sicht war, wurde mit einem M&A-Berater nach einer Lösung gesucht.  Aus interner Sicht war klar, dass Manfred März, der als Auszubildender im Werkzeugbau im Unternehmen begonnen hatte und der seit mehr als 10 Jahren Prokura hat, ein geeigneter Geschäftsführer sein würde.

High-Tech-Maschinen ermöglichen Kunststoff-Spitzguss in hächster Qualität
High-Tech-Maschinen ermöglichen Kunststoff-Spitzguss in höchster Qualität

Durch seine Tätigkeit in verschiedenen Bereichen, unter anderem in der CAD-Abteilung, kennt er praktisch jeden Stein und jeden Winkel im Unternehmen. Berufsbegleitend hatte er seinen Techniker gemacht und zusätzliche kaufmännische Qualifikationen erworben. Auch intern hat er wichtige Veränderungen begleitet – z.B. baute er vor mehr als fünfzehn Jahren die Projektabteilung auf. Der Einstieg von VREP als Minderheitsgesellschafter ermöglichte es Manfred März, sich auch an der neuen DITTRICH + CO GmbH zu beteiligen.11

Der geregelte Übergang in der Firmenleitung konnte erreicht werden, weil Armin Dittrich frühzeitig mit der Vorplanung begonnen hatte. „Ich kann nur jeden Inhaber dazu raten, sich möglichst früh mit diesem Thema auseinanderzusetzen“, sagt Dittrich. Für ihn sei zudem von vornherein klar gewesen, dass die Zusammenarbeit mit einem langfristig orientierten Kapitalpartner gesucht werden sollte. Auf diese Weise könne am besten die Unabhängigkeit des Unternehmens erhalten werden: „Wir haben unsere eigene Identität“, erklärt Co-Geschäftsführer März, „und die wollten wir auch behalten.“

Nach längeren Verhandlungen und intensiven Gesprächen mit mehreren Interessenten fiel die Wahl auf VR Equitypartner (VREP) als Finanzierungspartner. „Wir haben uns von Beginn an gut verstanden und so gab es ein stabiles Fundament für eine mögliche Zusammenarbeit“, erinnert sich Christian Futterlieb von VREP. Besonders beeindruckt habe ihn und sein Team, wie gut das Management von Dittrich + Co vorbereitet war. „Die Herren wussten auf nahezu alle unsere Fragen eine Antwort und hatten sämtliche nötigen Unterlagen parat“, erklärt Futterlieb. Ein wichtiges Kriterium für die Entscheidung zur Beteiligung sei auch gewesen, dass zum Zeitpunkt des Einstiegs die Unternehmensnachfolge durch Dittrich + Co bereits gut vorbereitet war.

 

 


KURZPROFIL Dittrich + Co GmbH 

Branche: Kunststoff-Spritzguss

Unternehmenssitz: Schwabmünchen b. Augsburg

Mitarbeiter: 100

Umsatz: 20 Mio. EUR

http://www.eifelmosel.de


“Wir sind langfristig engagiert”

Christian Futterlieb

Interview mit Christian Futterlieb, Geschäftsführer der VR Equitypartner GmbH

Unternehmeredition: Was waren für Sie die wesentlichen Gründe für Ihre Beteiligung an Dittrich + Co?

Christian Futterlieb: Wir haben ein Unternehmen vorgefunden, das über ein sehr gutes Management verfügt. Überzeugt haben uns außerdem die hochqualifizierten und motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Weiterhin haben wir gute Chancen für ein nachhaltiges Wachstum in einer lukrativen Nische gesehen. Und es war uns wichtig, dass das Unternehmen in einer Vielzahl von Branchen erfolgreich ist.

Wie sieht die Beteiligung von VR Equitypartner aus?

Wir halten eine signifikante Minderheitsbeteiligung an Dittrich + Co. Unser Engagement planen wir auch in diesem Fall sehr langfristig und möchten das Unternehmen in seiner weiteren Entwicklung begleiten. Die beiden bisherigen Gesellschafter und der neue Geschäftsführer sind ebenfalls an der Firma beteiligt.

Welche weitere Entwicklung ist geplant?

Die Wertschöpfungskette soll weiter verlängert werden, indem Kunden zum Beispiel mehr Montageschritte für komplexere Teile angeboten werden. Gleichzeitig wollen wir gemeinsam die Kompetenz im Bereich sehr kleiner Teile ausbauen – dem sogenannten Mikro-Spritzguss. Und wenn sich eine passende Gelegenheit bietet, dann ist auch ein anorganisches Wachstum möglich.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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