„Wir wollen Ottobock agiler machen“

Knapp 100 Jahre hatte bei Ottobock nur die Familie das Sagen. Mit dem schwedischen Investor EQT ist nun ein neuer Gesellschafter an Bord. Wieso es zum Verkauf des 20-Prozent-Anteils kam und wie die weitere Strategie des Unternehmens aussieht, erklärt Hans Georg Näder.

Können Sie nachvollziehen, dass das Verhältnis Familienunternehmen und Finanzinvestor immer noch zwiegespalten ist?

Die Partnerschaft mit EQT ist für mich ein Vorbild für den German Mittelstand. Damit es auch bei anderen klappt, müssen manche ihre Vorurteile über Bord werfen. Richtig ist aber: Nicht jedes Private-Equity-Unternehmen passt zu jedem Familienunternehmen. Mir war wichtig, dass unser Partner versteht, was Familie heißt und unsere Werte teilt.

Was kann der Investor, was Sie nicht können?

Ich habe einen Partner an Bord geholt, mit dem ich auf Augenhöhe Wert kreieren kann. Das hatte ich nie. Man findet Unterstützung im Management oder bei externen Beratern – aber finale Entscheidungen zusammen mit einem Anteilseigner zu treffen ist eine andere Sache. Letztlich haben wir mit EQT unsere Familie auf Zeit erweitert. Zusammen wollen wir versteckte Potenziale finden und heben.

Wie haben Sie den richtigen Investor gefunden?

Nach meinem Signal, 20 Prozent verkaufen zu wollen, haben wir eine überwältigende Zahl an Anfragen aus der ganzen Welt bekommen. Darunter waren Private-Equity-Firmen wie CVC und KKR sowie renommierte Family Offices und namhafte Pensionsfonds aus Asien und Nordamerika. Aus dieser Gruppe haben wir mithilfe einer Investmentbank sieben Bewerber ausgewählt, diese Gruppe schließlich auf drei reduziert und uns dann für EQT entschieden.

Die Schweden übernehmen lediglich 20 Prozent der Anteile – für den Finanzinvestor ist das ungewöhnlich wenig. Wie geht es weiter?

Stimmt, und EQT hätte gerne mehr gehabt. Aber auch so haben wir uns gefunden und einen detaillierten Ehevertrag geschlossen, der alle Eventualitäten regelt. Irgendwann wird EQT, zumindest aus heutiger Sicht, auch wieder aussteigen. Aber dann soll das Unternehmen noch wesentlich wertvoller sein.

Marcus Brennecke, der zuständige Partner bei EQT, spricht auch von operativer Optimierung. Was meint er damit?

Das müssen Sie eigentlich ihn fragen (lacht). EQT wird uns beim organischen und anorganischen Wachstum unterstützen. Sie werden uns helfen, Ertragspotenziale zu finden, sie zu priorisieren und umzusetzen.

1
2
3
4
Vorheriger ArtikelKlein und gefragt – Teil 2
Nächster ArtikelBrennen für ein großes Ziel