Unternehmerische Freiheit für den Mittelstand

Viele Mittelständler sind unsicher, ob für sie eine Eigenkapitalfinanzierung in Frage kommt. In vielen Fällen ist die Furcht allerdings unbegründet. Die Finanzierungsform hilft bei der Weiterentwicklung des Unternehmens. Matthias Kues, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteilgungsgesellschaften (BVK), über die Vorzüge von Private Equity für den Mittelstand.

Viele Mittelständler sind unsicher, ob für sie eine Eigenkapitalfinanzierung in Frage kommt. In vielen Fällen ist die Furcht allerdings unbegründet. Die Finanzierungsform hilft bei der Weiterentwicklung des Unternehmens.

Der Beteiligungskapitalmarkt in Deutschland ist stark geprägt vom Mittelstand – denn diese Unternehmen sind innovativ, produktiv und aktiv, wenn es darum geht, sich weiterzuentwickeln. Nicht ohne Grund sind mittelständische Unternehmen aus Deutschland international häufig führend in ihrem Marktsegment. 2012 wurden rund 1.200 zumeist kleine und mittlere Unternehmen mit Beteiligungskapital finanziert. Auch die deutsche Beteiligungsbranche hat damit ihren Schwerpunkt im Mittelstand. Nur 5% aller finanzierten Unternehmen haben mehr als 500 Beschäftigte und nur 9% einen dreistelligen Umsatz.

Für den Mittelstand sind zum Beispiel Mehrheitsbeteiligungen durch Beteiligungsgesellschaften, sogenannte Buy-outs, interessant, weil sie die Chance bieten, Unternehmens- bzw. Gesellschafternachfolgen zu regeln, die Unternehmen zu modernisieren und sich gleichzeitig mit den finanziellen Mitteln und Know-how für die Globalisierung zu rüsten. Das bestehende oder neue Management wird dabei am Unternehmen beteiligt.

Mit Wachstumskapital zu neuer Stärke
Buy-outs sind auch ein guter Weg, um Unternehmen aus einem Konzern in die Unabhängigkeit zu führen. Durch die gesellschaftsrechtliche Beteiligung werden dabei Manager zu Unternehmern. Auch Minderheitsbeteiligungen sind geeignete Lösungen für kleine und mittlere Unternehmen, da die Unternehmer häufig die finanziellen Chancen einer Beteiligungsfinanzierung nutzen wollen, aber den Hauptanteil am Unternehmen nicht aus den eigenen Händen geben möchten. Mit diesem Wachstumskapital haben sie die Möglichkeit, ihre Unternehmen auszubauen, neue Produkte zu entwickeln und sich auf dem globalen Markt zu etablieren. Daneben hat Eigenkapital einen weiteren Vorteil: Es verbessert die Kapitalbasis des Unternehmens, das Unternehmensrating und erweitert damit den Finanzierungsspielraum. Weiteres Fremdkapital kann aufgenommen bzw. zu günstigeren Konditionen eingeworben werden.

Gerade Mittelständler stellen sich im Vorfeld einer Eigenkapitalfinanzierung häufig die Frage, wie viel Freiheit sie aufgeben müssen, um im Fall einer Nachfolgefinanzierung ihr Lebenswerk zu erhalten oder bei einer Wachstumsfinanzierung Spielräume zu haben. Trotz dieser „Vorbehalte“ stellt sich aber meist schnell heraus, dass sie auch Freiheit gewinnen: Eine Eigenkapitalfinanzierung ermöglicht Unternehmern beispielsweise neue Freiräume in der unternehmerischen Entwicklung. Denn das Unternehmen kann wachsen und wird erhalten. Würden Unternehmer ihr Lebenswerk stattdessen an einen Konzern veräußern, bliebe die Unsicherheit, ob es in seiner Gesamtheit erhalten bleibt. Konzerne können und wollen häufig nicht alle Unternehmenseinheiten weiterführen.

Frühzeitig für Nachfolge sorgen
Neben dem zur Verfügung gestellten Kapital bringen Beteiligungsgesellschaften zudem langjährige Erfahrung und wertvolles Know-how in das Unternehmen ein. Sie sind unternehmerisch denkende Partner und nicht nur Kapitalgeber. Zwar steht früher oder später der Exit an, aber Untersuchungen haben ergeben, dass mehr als die Hälfte länger als vier Jahre gehalten wird, ein Viertel sogar länger als sechs Jahre. Eine Finanzierung durch eine Beteiligungsgesellschaft ist damit in vielen Fällen aus finanzieller und unternehmerischer Sicht attraktiver.

Beteiligungsfinanzierungen, ob nun als Minderheit oder Mehrheit, sind immer langfristiger Natur, insbesondere Nachfolgeregelungen werden nicht über Nacht beschlossen und umgesetzt. Vertrauen spielt dabei auf beiden Seiten eine entscheidende Rolle und es braucht Zeit, eine belastbare Grundlage für eine langfristige Zusammenarbeit zu schaffen.

Unternehmer sollten sich mit dem Thema Gesellschafternachfolge frühzeitig auseinandersetzen und nicht erst dann aktiv werden, wenn der Wechsel unmittelbar bevorsteht. Eine frühe Befassung mit der Frage, wer das Lebenswerk weiterführen kann, garantiert im weiteren Prozess den notwendigen Gestaltungsspielraum. Denn nicht immer ist ein Nachfolger aus der Familie die richtige Wahl. Die Frage, welcher Nachfolger der beste für das Unternehmen ist, muss sich ein Unternehmer daher mit ausreichendem Vorlauf stellen.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Beteiligungsgesellschaften als kompetenter Finanzierungspartner bei vielen verschiedenen Herausforderungen unterstützen können, vor die ein Mittelständler gestellt wird. Es ist an den Unternehmen, die Chancen, die Beteiligungskapital bieten kann, zu ergreifen.

Autorenprofil

Matthias Kues ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) und seit 2000 Sprecher der Geschäftsführung der Nord Holding Unternehmensbeteiligungsgesellschaft. Diese zählt zu den ältesten Private-Equity-Gesellschaften in Deutschland und blickt auf eine über 40-jährige Geschichte zurück. www.bvkap.de

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