Unternehmensanleihen können auch erfolgreich sein

In der Staatsfinanzierung, für Großunternehmen und im Bankensektor spielt die Anleihe eine nicht wegzudenkende Rolle. Nach dem Desaster der Mittelstandsanleihen fragen sich mittelständische und Familienunternehmen allerdings, ob das Finanzinstrument für sie noch relevant sein kann. Dabei tun sich Nischen auf.

Grundsätzlich weist die Anleihe gravierende Nachteile verglichen mit Alternativen wie Aktien oder Krediten auf: Anleihen ermöglichen im Regelfall kein enges Verhältnis zwischen Kapitalgeber und -nehmer, das den Kredit auszeichnet. Der Anleihegläubiger ist weit weg vom Geschehen. Er kann weder in die Geschäftsführung eingreifen noch Sicherheiten ziehen. Er hat nicht wie der Aktionär das Recht, wenigstens einmal im Jahr auf der Hauptversammlung mitzubestimmen, den Aufsichtsrat zu wählen und die Personen einzusetzen, denen er vertraut. Aus diesem Grund ist eine Anleihefinanzierung nur in einem stabilen Umfeld mit hoher Sicherheit sinnvoll. Das bieten kleinere Unternehmen oft nicht. Ein weiterer Grund ist: Kleinere Unternehmen emittieren nur kleine Volumina, sodass sich für Investoren der Informationsaufwand nicht lohnt, um Chancen und Risiken zu evaluieren. Die Nachteile liegen also auf der Hand: Solche Anleihen werden wenig gehandelt, sind illiquide, man bekommt keine fairen Preise und muss sie bis zur Fälligkeit halten – egal, was passiert.

Spielarten der Unternehmensanleihe

Welche Anleihetypen und Marktsegmente stehen zur Auswahl? Man unterscheidet heute einfache Schuldverschreibungen, grundschuldgesicherte Anleihen, forderungsbesicherte Anleihen (ABS) und schuldscheingedeckte Kredite (angelsächsisch Notes). Kleinere Unternehmen sollten besicherte Anleihen wählen, weil dies für die Gläubiger weniger Risiko darstellt und so Informationsaufwand erspart.

Unter Junk Bonds versteht man Anleihen, die ein Non-Investment-Grade-Rating (also schlechter als BBB) haben. In diese Kategorie fallen die meisten kleineren und Familienunternehmen. In den USA ist das Segment lebhaft, während es sich in Deutschland nie entwickelte, weil die Hausbanken das Geschäft mit riskanteren Kunden (Relationship Lending) an sich gezogen haben.

Hausbank als Barriere

Tatsächlich stellt die Hausbank eine Barriere bei der Finanzierung mit Mittelstandsanleihen dar. Sie wehrt sich gegen die Freistellung von Sicherheiten zugunsten von Anleihegläubigern und dringt auf lange Laufzeiten der Bonds, damit ihre eigenen Kredite früher fällig werden. Und sie sieht zu, dass Bonds nicht vorrangig im Insolvenzfall sind – diese Position will die Bank selbst einnehmen. Damit schiebt die Bank den Gläubigern der Anleihe alles Schlechte zu, sodass diese im Regelfall dankend ablehnen.

Als Alternative zu langlaufenden Anleihen gibt es noch die Variante sehr kurzlaufender Titel (z.B. drei Monate), die laufend revolviert werden (Commercial Paper). Solche Anleihen lassen sich auch nachrangig und ohne Sicherheiten gut verkaufen. Dazu ist ein Broker erforderlich, der Kontakt zu Investoren hat und die Revolvierung besorgt. Das Problem sind die geringen Losgrößen. Dadurch werden die Transaktionskosten zu hoch, und die Emission lohnt sich für keine Seite.

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