Rückgang bei Insolvenzen schwächt sich ab

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland ist das sechste Jahr in Folge rückläufig. 2016 wurden insgesamt 123.800 Insolvenzfälle registriert. Das sind drei Prozent weniger als im Vorjahr. Der Rückgang der jährlichen Insolvenzfälle ist im Vergleich zu den zwei Jahren davor aber weniger dynamisch. Dieses Ergebnis geht aus der jährlichen Untersuchung des Verbandes der Vereine Creditreform hervor. Die Werte bis zum Jahresende hat die Creditreform geschätzt.

Bei den Verbraucherinsolvenzen betrug die Anzahl im vergangenen Jahr 78.200 Fälle. Der Rückgang zum Vorjahr betrug damit nur noch 2,5 Prozent. Die zunehmende Verbraucherüberschuldung kompensiert mittlerweile die positiven Effekte der günstigen Arbeitsmarktlage.

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen verringerte sich dagegen mit über sechs Prozent deutlicher. In diesem Jahr werden es voraussichtlich 21.700 sein. Das ist der niedrigste Stand seit 1999. Hierbei sorgen die gute Binnenkonjunktur und Finanzierungssituation für steigende Umsätze und Erträge und verbessern die Stabilität der Unternehmen.

221.000 Arbeitnehmer betroffen

Gestiegen sind dagegen die finanziellen Schäden für die Insolvenzgläubiger. 2016 wurde eine Schadenssumme von rund 27,5 Mrd. Euro erreicht – ein Plus von mehr als 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr und der höchste Wert seit vier Jahren. Neben dem Anstieg großer Firmeninsolvenzen waren die damit verbundenen Anleiheausfälle für das Plus mitverantwortlich. Schätzungsweise 221.000 Arbeitnehmer sind in diesem Jahr von der Insolvenz des Arbeitgebers betroffen gewesen.

Mehr als jeder zweite Insolvenzfall bei den Unternehmen (58,7 Prozent) betraf junge Unternehmen, die es höchstens zehn Jahre gab. Bei rund einem Sechstel der registrierten Insolvenzfälle war das Unternehmen bereits über 20 Jahre alt. Hierbei dürfte sich das seit Jahren rückläufige Gründungsgeschehen in Deutschland bemerkbar gemacht haben, da weniger junge, noch instabile Unternehmen, nachkommen.

Kleinstunternehmen insolvenzanfällig

Verstärkt hat sich der Trend, wonach vorwiegend Kleinstunternehmen unter den Insolvenzkandidaten zu finden sind. 2016 waren bei vier von fünf insolventen Unternehmen höchstens fünf Personen tätig. Oftmals dürfte es sich sogar um Ein-Personen-Unternehmen gehandelt haben. Diesen Schluss lässt auch die Betrachtung der Umsatzgrößen insolventer Unternehmen zu. Danach betrug der Jahresumsatz in fast der Hälfte der Fälle höchstens 250.000 Euro. Zudem war insbesondere die Größenklasse bis 500.000 Euro Jahresumsatz stärker als im Vorjahr in der Insolvenzstatistik vertreten.

Allerdings gab es auch einen Anstieg der Zahl der Großinsolvenzen mit mehr als 50 Mio. Euro Umsatz. Von allen Insolvenzen bildeten die „Großen“ aber weiterhin eine Minderheit. Die größten Insolvenzen in diesem Jahr betrafen die Unternehmen Steilmann, Rudolf Wöhrl AG, SinnLeffers, Promod Deutschland, zero Clothing. Bei den Schäden waren KTG-Agrar, German Pellets, Magellan Fonds und die Maple Bank führend.

In vier Bundesländern steigende Insolvenzquoten

In der regionalen Insolvenzentwicklung zeigen sich gegen den Trend in vier Bundesländern (Saarland, Sachsen, Hamburg, Brandenburg) steigende Insolvenzquoten bei den Unternehmen. Baden-Württemberg und Thüringen sind die Länder mit dem geringsten Insolvenzaufkommen bezogen auf den Unternehmensbestand.

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Risiko-Branchen für Insolvenzen.
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