Nur wer liquide ist, bleibt am Ball

Die Spielregeln der Finanzierung ändern sich unbemerkt, aber gravierend. Die größten Auswirkungen werden sich auf Gesellschafterebene zeigen – und zwar dann, wenn das Unternehmen im Rating abfällt, nicht mehr durchfinanziert ist und dringend Fresh Money benötigt.

Will der Altgesellschafter also mit an Bord bleiben, heißt es für ihn Verluste und Restrukturierungsaufwendungen zu übernehmen. Dafür muss er über Fresh Money außerhalb des Unternehmens verfügen, das er wie ein Investor einsetzt. Für ihn heißt es Abschied nehmen von guten alten Inhabertugenden: Geld im Unternehmen stehen lassen, persönliche Liquidität als Gesellschafterdarlehen zuführen, persönlich Risiken tragen – alles ehrenwerte Einstellungen, die jedoch künftig zum Verlust des Unternehmens führen könnten. Er muss sich verhalten wie ein Investor – nicht wie ein traditioneller Unternehmer. Dafür braucht er liquides Eigenkapital außerhalb des operativen Unternehmens. Was ist also zu tun? Der Gesellschafter muss heute das EBITDA auf Branchenniveau heben, das operative Geschäft sauber und mit einem tragfähigen Leverage fremdfinanzieren, sein Eigenkapital außerhalb des operativen Unternehmens zukunftsträchtig anlegen, um damit handlungsfähig und liquide zu bleiben.

Die ersten guten Hausbanken wissen das und bieten meist gemeinsam mit Beratern integrierte Konzepte an, die den Finanzbedarf des Geschäftsmodells im digitalen Zeitalter, die Bandbreite des künftigen EBITDA und eine zukunftsfähige Gesamtfinanzierung unter Berücksichtigung eines liquiden Eigenkapitals darstellen.

Fazit

Die Spielregeln der Finanzierung ändern sich gravierend. In Zeiten, in denen Liquidität scheinbar ein freies Gut ist, müssen Unternehmer und Gesellschafter umso genauer hinsehen. Denn heute geht es nicht mehr darum, die Kontokorrentlinie zu erhöhen, Exportwachstum zu finanzieren und Investitionen bezahlen zu können. Finanzierungskonzepte, die keine Sicherheiten und niedrige Zinsen gegen möglichst geringe Verschuldungsgrade tauschen, sind für schlechte Zeiten nur wenig geeignet. Vielmehr müssen Geschäfte richtig konfiguriert, kleine und überschaubare Konzernstrukturen aufgebaut und Risiken dort allokiert werden, wo sie auch in Zukunft getragen werden können. Noch mehr als heute heißt es deshalb in Zukunft: Cash is King. Nur wer liquide ist, bleibt am Ball.

Zur Person

Emmrich_neuDr. Volkhard Emmrich ist Managing Partner der Dr. Wieselhuber & Partner GmbH und verantwortet den Geschäftsbereich Restructuring & Finance. www.wieselhuber.de

Autorenprofil

Dr. Volkhard Emmrich (emmrich@wieselhuber.de) ist geschäftsführender Gesellschafter der Dr. Wieselhuber & Partner GmbH. Die Unternehmensberatung ist eine unabhängige, branchenübergreifende Top-Management-Beratung für Familienunternehmen mit Büros in München und Düsseldorf. Sie bietet Know-how u. a. in den Bereichen Strategie und Organisation sowie Krisenmanagement und Restrukturierung. (www.wieselhuber.de)

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