Das Prinzip Schmetterling

Die Mawa GmbH ist seit jeher Innovationsführer für Kleiderbügel und wird in der Haute Couture geschätzt. Doch 2005 muss das Unternehmen Insolvenz anmelden. Die neue Eigentümerin Michaela Schenk krempelt den unsichtbaren Zulieferer zu einer Marke um, indem sie dem Allerweltsgegenstand Kleiderbügel eine poetische Ausstrahlung verleiht.

Mit diesem Selbstverständnis geht Michaela Schenk seither auf internationale Reisen, besucht Messen. Zielstrebig sucht sie den Kontakt zu Distributoren, Händlern und Labels, die sie mit ihren poetischen Produktgeschichten begeistern kann. Mawa vertreibt seine Kleiderbügel in Europa, den USA und Asien. Pro Geschäftsjahr sollen zwei neue Absatzmärkte dazukommen, in diesem Jahr sind das China und der indische Subkontinent.

Große Veränderung in kleinen Schritten

Mawa im Einzelhandel: Rund fünf Millionen Kleiderbügel werden jährlich über Haushaltswarengeschäfte vertrieben.
Mawa im Einzelhandel: Rund fünf Millionen Kleiderbügel werden jährlich über Haushaltswarengeschäfte vertrieben.

Um die Kunden von der Professionalität des Mittelständlers zu überzeugen, leitet Michaela Schenk nach der Übernahme einen Kulturbruch ein. Es geht dabei um die Lieferfähigkeit. Während vor der Insolvenz ein Auftrag angenommen und bearbeitet wurde, um ihn dann zu verschicken, gibt Schenk nunmehr folgende Losung aus: Jeder Artikel aus dem Standardsortiment, der bis 14 Uhr bestellt wird, soll noch am selben Tag in den Versand. Anfangs begehren die Mitarbeiter auf, Schenk geht abends schon mal frustriert aus dem Büro. Doch sie hält an ihrem Ziel fest und stellt die internen Prozesse Schritt für Schritt um: Das Sortiment wird in die Warengruppen A, B und C aufgeteilt, um zwischen Cashcows, Standardware und Sonderanfertigungen zu unterscheiden. Ein Lager wird installiert. Nach einem Jahr ist die betriebsinterne Revolution geschafft. Auf einer Betriebsversammlung sind die Mitarbeiter überrascht, dass sie nun tagtäglich schaffen, was sie zwölf Monate zuvor noch für unmöglich gehalten haben. Für Michaela Schenk ist es der Beweis, dass große Veränderungen in kleinen Schritten ablaufen müssen: „Sie müssen die Torte in kleinen Häppchen servieren. Wenn die Mitarbeiter die ganze Torte auf einmal gegessen hätten, hätten sie Magenschmerzen bekommen.“

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