Spezialwissen aus dem Ausland

Zu den in der breiten Öffentlichkeit weithin unbekannten, aber in ihrer Branche zu den Hidden Champions zählenden Unternehmen gehört die FEV GmbH aus Aachen. Jährlich stellt das Unternehmen weltweit 400 Ingenieure ein, einen Großteil davon in Deutschland. Das erfordert ein internationales Recruiting des Personals. 

FEV – hinter dem unscheinbaren Kürzel verbirgt sich einer der weltweit führenden Motorenentwickler für die Autoindustrie. Rund 3.000 Ingenieure weltweit, davon 2.000 an neun Standorten in Deutschland, sind für das Unternehmen tätig. 1978 wurde es von Prof. Franz Pischinger gegründet, der den Lehrstuhl für Thermodynamik an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen innehatte und sich mit einem Entwicklungsunternehmen für Verbrennungsmotoren selbstständig machte. Sohn Stefan als Nachfolger trieb die Diversifizierung und Internationalisierung voran. Nahezu jeder Autohersteller der Welt lässt heute komplette Motoren, Komponenten von Getrieben oder der Bordelektronik von den Aachenern entwickeln. Auch Schiffs- und Lokomotivmotoren gehören zum Repertoire. Von der Skizze bis zum Prototypen kommt alles aus der Feder der Ingenieure, auf den 150 Prüfständen und den verschiedenenTeststrecken des Unternehmens werden die Motoren auf Langlebigkeit getestet.

Kürzere Entwicklungszyklen

Doch die Branche wird immer schnelllebiger. Zwar ist bei Autoherstellern nach außen hin von Plattformstrategie die Rede, was bedeutet, dass unter verschiedenen Marken identische Komponenten stecken sollen. „Im Motorenbereich aber verschärfen sich die Bedingungen immer mehr. Motoren müssen immer sparsamer und effizienter werden. Die Modellvielfalt erhöht sich und die Zyklen der Modellwechsel verkürzen sich“, schildert Sami Sagur, Geschäftsführer Personal und Finanzen bei der FEV, die Anforderungen ans Unternehmen.

Das wirkt sich zunächst äußerst positiv auf das Wachstum des Unternehmens und damit auf den Arbeitsmarkt aus. Jährlich stellt das Unternehmen 400 Ingenieure ein, davon allein 250 in Deutschland. Doch die Dynamik fordert neue Wege. Die Strategie, mit der seit den Anfängen des Unternehmens verbundenen RWTH Aachen zu kooperieren und dort die neuen Mitarbeiter zu rekrutieren, reicht inzwischen nicht mehr aus, um alle Ingenieurstellen zu besetzen. Nur noch rund 50 Absolventen kann FEV direkt von der örtlichen Hochschule gewinnen.

Nutzung von Netzwerken in den Ländern

Trotz hauseigener Recruitingmessen und eines gestiegenen Bekanntheitsgrades, etwa durch das Sponsoring des studentischen Rallyeteams der RWTH, muss sich FEV verstärkt im Ausland nach Ingenieuren umsehen. An dieser Stelle nutzt das Unternehmen die Möglichkeiten externer Personalagenturen, wie die von der Düsseldorfer ING4G. Deren Geschäftsführerin Bianca Overbeck hat dem Unternehmen bereits Ingenieure aus Spanien, Frankreich, Indien und dem Libanon vermittelt. „Unser Vorteil ist es, dass wir die gesuchte technische Expertise genau verstehen und unsere Netzwerke vor Ort nutzen können“, so Overbeck. „Wir wissen, welche Universitäten in Europa sich auf Verbrennungsmotoren spezialisiert haben. Wer dann noch die richtige Berufserfahrung bei einem Zulieferer oder im Engineering draufgesattelt hat, kommt in den Selektionsprozess für die FEV“, schildert Overbeck die Anforderung an die dringend benötigten Spezialisten. Überzeugungsarbeit für den Standort Deutschland muss sie nicht leisten: „Gerade im Bereich des Automobilbaus gilt Deutschland als der Hightech-Standort. Und ambitionierte Ingenieure, egal woher sie kommen, wollen nur eines: dort arbeiten, wo die spannenden Themen auf der Agenda sind.“

redaktion@unternehmeredition.de

 

Kurzprofil FEV GmbH

Gründungsjahr 1978
Branche Entwicklungsdienstleister
Unternehmenssitz Aachen
Mitarbeiterzahl (weltweit) 3.000
Umsatz 2014 rd. 350 Mio. Euro

www.fev.com

1
2
Vorheriger ArtikelDeutsche Exporte brechen ein
Nächster ArtikelSupply Chain Finance