Spezialwissen aus dem Ausland

Zu den in der breiten Öffentlichkeit weithin unbekannten, aber in ihrer Branche zu den Hidden Champions zählenden Unternehmen gehört die FEV GmbH aus Aachen. Jährlich stellt das Unternehmen weltweit 400 Ingenieure ein, einen Großteil davon in Deutschland. Das erfordert ein internationales Recruiting des Personals. 

„Wir stehen im Wettbewerb mit den namhaften Automobilmarken“

Interview mit Sami Sagur, CFO und Geschäftsführer der FEV Group Holding GmbH

Unternehmeredition: Herr Sagur, warum müssen Sie Ingenieure im Ausland rekrutieren?

Sami Sagur/FEV GmbHSagur: Als entwicklungsgetriebenes Unternehmen benötigen wir Fachkräfte mit hohen Spezialkenntnissen bei Verbrennungsmotoren, mit Getriebe-, Hybrid- und Elektronikwissen. Obwohl viele Hochschulen sehr stark praxisorientiert ausbilden, gibt es zwischen den einzelnen Fakultäten große Unterschiede. Hinzu kommt, dass wir im Wettbewerb um die besten Köpfe mit den namhaften Automobilmarken konkurrieren müssen. Da geht mancher lieber zu Daimler oder Porsche anstatt zu einem innovativen Mittelständler. Deshalb müssen wir verstärkt im Ausland suchen.

Wie viele Ihrer offenen Stellen werden international vergeben?

Rund ein Drittel unserer offenen Stellen in Deutschland besetzen wir jährlich mit Fachkräften aus dem Ausland. Inzwischen arbeiten rund 50 Nationalitäten in unserem Unternehmen.

Welchen Vorteil bietet dabei die Nutzung spezialisierter Personalagenturen?

Wenn wir ein neues Projekt erhalten, müssen wir schnell handeln, um es nicht zu personellen Engpässen kommen zu lassen. Ohne externe spezialisierte Personalagenturen würden wir das nicht schaffen. In besonders schwierigen Fällen mit sehr spezifischen Anforderungen ist das oft effizienter als intern. Wir profitieren von deren Netzwerken und der Empfehlung geeigneter Kandidaten.

Wie werden die ausländischen Fachkräfte ins Unternehmen integriert?

Wir müssen unsere neuen Mitarbeiter auch nach dem Antritt ihrer neuen Stelle unterstützen, damit sie schnell sesshaft werden. Dazu zählt die Unterstützung beim Erlernen der deutschen Sprache, bei der Wohnungssuche und bei Behördengängen, aber auch in der Freizeit. Das geht dann soweit, dass wir beispielsweise unseren indischen Fachkräften bei der Suche nach einem Spielfeld für ihren Nationalsport Kricket vor Ort helfen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Autorenprofil

Torsten Holler ist Gastautor.

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