Staub von den Schultern geklopft

Eigentümerwechsel, Verschuldung, eine etwas bieder wirkende Marke, dazu eine Branche in der Krise: Die Gefahr für das Modelabel Eterna zu scheitern, war in den vergangenen Jahren groß. Aber heute blickt der Hemdenhersteller optimistisch in die Zukunft, weil sich das Unternehmen neu aufgestellt hat.

Für die interne Transformation wurden neue Distributionskanäle auf- und die Logistik umgebaut. „Früher hatten wir nur einen einzigen Stofflieferanten. Heute haben wir mehrere – und dadurch mehr Spielraum, um unsere Kollektionen zu modernisieren.“

Der Weg der Umstrukturierung ist dabei noch nicht abgeschlossen. Im April konnte Eterna eine neue Mittelstandsanleihe mit einem Volumen von 25 Mio. Euro am Markt platzieren. Sie löst die Altanleihe ab. Deren Rückzahlungsbetrag von 102 Prozent des Nennwerts der Schuldverschreibungen – plus der aufgelaufenen Zinsen – ist inzwischen ausbezahlt. Für die neue Anleihe sind auch wieder Banken mit an Bord. Für Gerbaulet ist dies ein weiteres Signal, dass die neue Unternehmensstrategie funktioniert.


„Wir werden sicherlich keine Spinnereien veranstalten“

Interview mit Henning Gerbaulet, Geschäftsführender Gesellschafter, Eterna Mode Holding GmbH

Henning Gerbaulet-1Unternehmeredition: Wie wollen Sie sich im hart umkämpften Modemarkt mit Eterna von der Konkurrenz abheben?

Gerbaulet: Es gibt einige Alleinstellungsmerkmale, mit denen wir werben können. Eterna ist eine Marke mit ganz klarem Profil und einer Geschichte. Wir bieten ein überlegenes Preis-Leistungs-Verhältnis. Auch beim Thema Nachhaltigkeit versuchen wir, die Messlatte hoch zu setzen: Eterna wurde zum Beispiel im Jahr 2000 als weltweit erstes Bekleidungsunternehmen mit dem Oeko-Tex Standard 100 plus zertifiziert. Nachhaltigkeit ist für uns kein Lippenbekenntnis, sondern seit vielen Jahren gelebte Praxis. Wem so etwas als Kunde wichtig ist, der greift gern zu unseren Produkten.

Wie sehr sind Sie von Modetrends abhängig?

Es gibt natürlich Aufs und Abs in der Mode, aber wer einen eigenen Stil hat, ist unabhängiger. Generell gibt es den Trend, dass Blusen immer stärker zu einem gleichberechtigten Outfitteil werden. Beim Hemd werden die Übergänge von Büro zu Freizeit immer fließender, was sich wiederum im Trend zum geschmückten Hemd wiederfindet, weil weniger Krawatte getragen wird. Gerade jüngeren Kunden ist auch der Fitness-Aspekt wichtig. Wir achten daher verstärkt darauf, dass unsere Hemden körperbetont geschnitten sind.

Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft des Unternehmens aus?

Wir werden sicherlich keine Spinnereien veranstalten. Wir wollen unsere bewährte Strategie weiter umsetzen. Heißt: Schritt für Schritt wachsen und die Schulden zurückzahlen. Unser Ziel ist, dass wir in fünf Jahren die Finanzierungsmethode frei auswählen können. Außerdem wollen wir unsere Distribution weiter um- und ausbauen. Die Digitalisierung bleibt weiter die große Herausforderung. Mit den Händlern, die überlebensfähig sind, wollen wir qualitativ wachsen und Möglichkeiten finden, Online- und Offline-Kanäle gezielt miteinander zu verknüpfen: Wir sind davon überzeugt, dass auch der stationäre Handel Zukunft hat.


Kurzprofil Eterna Mode Holding GmbH

Gründungsjahr 1863
Branche Mode
Unternehmenssitz Passau
Umsatz 2015
101,7 Mio. Euro
Mitarbeiterzahl 1.130

www.eterna.de

Autorenprofil

Maximilian Gerl ist Absolvent der Deutschen Journalistenschule und schreibt als Autor für die Unternehmeredition.

www.maximilian-gerl.de

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