„Insolvenz immer noch mit einem Makel behaftet“

Im Jahr 2012 beendete Solarwatt das Schutzschirmverfahren und zog sich aus dem Massenmarkt mit Solarmodulen zurück. Seitdem geht es für das Dresdner Solarunternehmen wieder aufwärts. Damit sich Haushalte selbst mit Strom versorgen können, setzt CEO Detlef Neuhaus auf spezielle Module, Speicherlösungen und Energiemanagementsysteme. 

Nach der Insolvenz ist es ja auch nicht sofort bergauf gegangen.

Nein, zwei Jahre lang hatten wir eine sehr schwere Zeit. Die Strukturen waren nicht mehr wie einst, Kunden mussten zurückgewonnen und das Vertrauen bei den Zulieferern wieder hergestellt werden. Wir haben nach und nach die Mitarbeiterzahl erhöht. Seit dem Jahr 2014 wachsen wir wieder jedes Jahr zwischen 20 und 30 Prozent. Sowohl beim Umsatz, bei den Mitarbeitern als auch beim Deckungsbeitrag.

Mit welchem Umsatz rechnen Sie für das Jahr 2017?

Läuft es richtig gut, kommen wir auf 100 Mio. Euro. Läuft es normal, kommen wir auf 80 bis 85 Mio. Der Preisverfall bei den Modulen war 2016 weiter sehr groß. Bis wir aus dem Cashflow die Investitionen komplett finanzieren können, dauert es allerdings noch etwas. 2020 wollen wir vor Zinsen und Steuern eine schwarze Null schreiben.

Sie sind auf den Endkunden, also den klassischen Häuslebauer, ausgerichtet. Warum?

Weil wir letztlich kein Energieversorger sind, der die ganze Republik über ein Netz mit Strom beliefert. Wir glauben, dass die Energiewelt so komplex wird, dass es kein Unternehmen schaffen wird, ohne Partner zu überleben. Wir sorgen dafür, dass wir dem Endkunden zum einen die notwendigen Systeme zur Verfügung stellen, um selbst grünen Solarstrom zu erzeugen und zu verwenden. Darüber hinaus werden wir uns künftig darum kümmern, dass wir dem Kunden die Frage seiner Stromversorgung abnehmen.

Befürchten Sie nicht, dass es ähnlich wie bei den Modulen auch bei den Batterien zu einem Preisverfall kommt?

Die Preise sinken, allerdings gibt es keinen Verfall. Kompensieren kann man das durch Wertschöpfungstiefe. Fehlt diese und kauft man sämtliche Einzelteile dazu, wird man dem Preisdruck künftig nicht standhalten können. Zudem verringern sich die Innovationszyklen. Von Vorteil ist es deswegen, hochqualifiziertes Personal im Haus zu haben. Das erhöht die Flexibilität.

Wie wichtig ist für Sie das Thema E-Mobility?

Wichtig. Seit Jahren sind wir etwa Partner von BMW. Zusammen arbeiten wir daran, die Energie in den Häusern zu integrieren und nachhaltig Energieströme zu erzeugen.


Zur Person:

Im September 2010 wurde Detlef Neuhaus in den Vorstand des Dresdner Solarunternehmens Solarwatt berufen. Während des Schutzschirmverfahrens blieb er an Bord und leitete als Vorstandschef die neue Strategie ein. Seit 2014 klettern Umsatz und Mitarbeiterzahl wieder zweistellig. Mittlerweile hat das Unternehmen wieder 300 Angestellte. Eigentümer mit einem Anteil von mehr als 95 Prozent ist BMW-Erbe Stefan Quandt.

www.solarwatt.de

 

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

1
2
3
Vorheriger ArtikelErfolg für den VfR Aalen und das ESUG
Nächster ArtikelNeue Wege des (Out)Placements für Executives