„Insolvenz immer noch mit einem Makel behaftet“

Im Jahr 2012 beendete Solarwatt das Schutzschirmverfahren und zog sich aus dem Massenmarkt mit Solarmodulen zurück. Seitdem geht es für das Dresdner Solarunternehmen wieder aufwärts. Damit sich Haushalte selbst mit Strom versorgen können, setzt CEO Detlef Neuhaus auf spezielle Module, Speicherlösungen und Energiemanagementsysteme. 

Zu den besten Zeiten erwirtschafteten Sie einen Umsatz von 320 Mio. Euro. Dieser fiel dann in der dunkelsten Stunde auf 36 Mio. Wie wirkte sich das auf die Struktur des Unternehmens aus?

Es war notwendig, ein großes Stück vom Umsatz abzuschneiden. Alles, was förderabhängig war und uns behindert hat, haben wir rigoros gestrichen, um in der Energiewelt von heute Erfolg zu haben. Diese ist von Systemen geprägt, die durch die Selbstversorgung mit Solarstrom für den Endkunden wirtschaftlich und unabhängig von der Einspeisevergütung ist. Wir haben uns vom Solargroßhandel verabschiedet, der keinerlei Differenzierungsmerkmale hatte. Bei einer Insolvenz gibt es immer auch Verunsicherung bei den Endkunden und den Installateuren. Das führte dazu, dass der Umsatz einbrach.

Solarcarport: Die Module kommen von Solarwatt.
Solarcarport: Die Module kommen von Solarwatt.

Was hat sich seitdem verändert?

Nachdem wir das Verfahren nach drei Monaten beendet hatten, stellten wir unser Portfolio komplett um. Wir produzieren seitdem Glas-Glas-Module, die sich von der Konkurrenz aus Asien durch einen höheren Wirkungsgrad und eine höhere Lebensdauer unterscheiden. Wir haben ein Energiemanagementsystem entwickelt und massiv in die Stromspeichertechnologie investiert. Wir haben zudem kluge Köpfe geholt, die diese Themen vorangetrieben haben.

Das war sicherlich sehr teuer und schmerzte, vor allem, wenn man sich eben erst aus der Insolvenz verabschiedet hat. Ihr Eigentümer, der BMW-Erbe Stefan Quandt, dürfte damals keine unbedeutende Rolle gespielt haben.

Zum damaligen Zeitpunkt waren wir ein Start-up mit Vergangenheit. Wir hatten alles auf Anfang gesetzt. Wir wussten, dass die Zukunft dezentral und regenerativ ist und wir einen riesigen Markt vor uns haben, wenn wir ihn richtig bespielen. Das Risiko war hoch, und deswegen ist es wichtig, einen Investor mit einem langen Atem an Bord zu haben.

Rein renditegetrieben war seine Entscheidung sicherlich nicht.

Denkt man in Dekaden und nicht in Quartalen, gibt es nicht so viele Branchen, in die man derzeit investieren kann. Wer in erneuerbare Energien investiert, möchte die Energiewende auch ein Stück weit mitgestalten. Doch sicherlich muss auch das Vertrauen ins Unternehmen da sein. Wir haben eine klare Strategie vorgelegt. Die Erfolgsfaktoren heißen: langer Atem, genügend Kapital für Investitionen in Innovation, die richtige Technologie und die richtige Marke. Das schnelle Geld interessiert ihn nicht.

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