„Man weiß um die eigene Endlichkeit“

Werner Kieser hat vor 50 Jahren das Kieser Training erfunden und daraus eine europäische Marke entwickelt. Nun haben er und seine Frau die gemeinsamen Gesellschafteranteile abgegeben. Im Interview werfen der Gründer und sein Nachfolger Michael Antonopoulos einen Blick auf die schwierige Anfangszeit und die heutige Expansion nach China..

Herr Kieser, lassen Sie uns etwas Ihre Zeit als Unternehmer resümieren. Wollten Sie von Anfang an eine Marke etablieren?

WeK: Nein, das hat sich erst nach Jahren so ergeben, ohne dass ich dies beabsichtigt hatte.

Hartes Training: Kunden von Kieser habenen einen funktionalen Bezug zum Sport.
Hartes Training: Kunden von Kieser habenen einen funktionalen Bezug zum Sport.

Was waren – abgesehen von der Anfangszeit – die schwierigsten Jahre?

WeK: Das war tatsächlich die Anfangszeit, 1967 bis 1978. Die Leute kannten diese Art des Krafttrainings nicht. Die ersten Studios waren Höhlen, da glaubte man, man sei in einer Schmiede. Anfang der 70er-Jahre schwappte dann die Fitnesswelle über uns. Da kamen die Spiegel und die Whirlpools in die Studios. Und ich habe meinen ersten strategischen Fehler gemacht.

Inwiefern?

WeK: Die Mitbewerber haben mit viel Kapital das eingerichtet, was man heute als Wellness-Bereich bezeichnet. Ich habe gedacht, ich müsste mitziehen, und Massagen, Whirlpools und Saunen angeboten. Damit habe ich mich schnell unwohl gefühlt: Die Leute lagen nur noch herum, davon wird man aber nicht fit. Also habe ich alles wieder abgeschafft, ein Drittel der Kundschaft verloren und böse Briefe bekommen. Danach habe ich in neue Geräte investiert, etwa die Nautilus-Maschinen. Der Umsatz hat sich vervielfacht.

 Herr Antonopoulos, jetzt sind Sie am Ruder. Gibt es bald doch wieder einen Wellness-Bereich bei Kieser?

MiA: Ein Wellness-Bereich ist nicht wirtschaftlich. Selbst wenn wir das wollten, könnten wir es flächenmäßig nicht umsetzen. Wir werden die Werte, die wir verfolgen und die Ausrichtung beibehalten. Damit sind wir groß geworden, damit besetzen wir eine klare Position.

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