„Die These hat Charme“

Werner Hedrich, CEO von Morningstar Deutschland, über ein Investment in Familienunternehmen und den unternehmerischen Ansatz bei Vermögensverwaltenden Fonds.

Herr Hedrich, macht es Sinn, dass Unternehmer Fonds kaufen, in denen familiendominierte Unternehmen die Hauptrolle spielen?

Natürlich können Sie immer einzelne Familien herauspicken, bei denen es gemessen am Unternehmenserfolg und Aktienkurs super gelaufen ist. Genannt wird dann immer die Familie Quandt bei BMW oder die Familie Henkel, die beim gleichnamigen DAX-Konzern die Mehrheit hat. Es gibt jedoch auch genügend familiengeführte Unternehmen an der Börse, bei denen es nicht gut funktioniert. Empirisch ist der Erfolg alleine am Aktienpreis schwer messbar. Die These, dass familiendominierte Unternehmen an der Börse die erfolgreicheren sind, weil langfristiger und strategischer gehandelt wird, hat jedoch einen besonderen Charme. Neben dem Attribut „eigentümergeführt“ ist es aber mindestens genauso wichtig, den Unternehmenswert richtig zu taxieren und auf Unternehmen zu setzen, die nachhaltig erfolgreich sind.

Unternehmer investieren viel Geld in die eigene Firma. Auch Vermögensverwalter, die in ihren eigenen Fonds investieren, haben einen unternehmerischen Ansatz. Ein gutes Zeichen?

Grundsätzlich ist das gut, wenn Köche ihr eigenes Essen genießen. Wir fragen in unseren Fondsresearch-Gesprächen, ob ein Fondsmanager in seinen Fonds investiert oder nicht. Es ist für uns eine wichtige Indikation über die Unternehmensführung und Anlegerkultur eines Asset Managers oder Vermögensverwalters. Es sagt aber noch nichts darüber aus, ob er gut oder schlecht ist. Es ist sozusagen ein Mosaiksteinchen in der Beurteilung, wie stark treuhänderisch ein Vermögensverwalter agiert.

Wie wichtig ist denn der Vermögenserhalt?

Sehr wichtig, auf diesem Zinsniveau allerdings schwierig. Die Investition in Aktien dient eigentlich dem Vermögenserhalt par excellence. Investiert man etwa in Unternehmen, die eine Preissetzungsmacht haben, fängt man die Inflation ab. Also kann man zusammenfassen: Ist ein Anleger überzeugt, dass eigentümergeführte Unternehmen nachhaltiger wirtschaften und dies sich im Unternehmenswert widerspiegelt, dann sollte man sich einen guten Asset Manager mit diesem Fokus wählen, der in Qualitätsunternehmen mit Preissetzungsmacht investiert.

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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