Bürokratieabbau kommt nicht an

Auch wenn der Bürokratieabbau auf dem Papier voranschreitet: Mittelständler empfinden die Belastung immer noch als hoch. Das zeigt eine Studie des Softwareherstellers Sage und des IfM Bonn.

Kein Ende der Bürokratie in Sicht: Kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland empfinden sie immer noch als „hoch“ oder „sehr hoch“. Das ist Ergebnis einer Studie des Softwareherstellers Sage und des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn. Befragt wurden 400 Geschäftsführer und Führungspersonen, 92 Prozent stimmen der Aussage zu. Das ist verwunderlich, denn laut Statistischem Bundesamt gibt es beim Bürokratieabbau durchaus Fortschritte: Laut offiziellen Zahlen sank die Belastung durch den als unnötig empfundenen Papierkram im Februar auf ein historisches Tief.

Doch der Bürokratieabbau kommt nicht bei den Unternehmen an: Lediglich ein Prozent gibt an, dass sich die Situation in den letzten zwölf Monaten gebessert habe. Mehr als zwei Drittel sagen, dass sie seitdem eher wieder mehr mit Bürokratie zu kämpfen haben als zuvor. 96 Prozent sind der Meinung, dass es zu viele Gesetze und Verordnungen gebe. 65 Prozent geben überdies zu, dass sie nicht alle davon verstehen.

Besonders alarmierend: Für knapp 30 Prozent sind die Vorgaben anscheinend so hoch, dass diese Neueinstellungen verhindern.

Wie kommt es zu dieser Diskrepanz? Laut Peter Dewald, Geschäftsführer von Sage, könnte es daran liegen, dass das Statistische Bundesamt lediglich die Kosten des Bürokratieaufwandes misst, nicht aber den zeitlichen und personellen Aufwand. „Diese sind kein ausreichender Indikator für die tatsächliche und Belastung der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland“, gibt er zu bedenken. Die Bemühungen der Bundesregierung griffen zu kurz. Die Feststellung entspricht auch dem Wunsch vieler Unternehmen: 78 Prozent wollen, dass Bearbeitungszeiten auf Ämtern und Behörden kürzer werden. 75 Prozent empfinden die Zusammenarbeit mit ihnen als verbesserungswürdig.

Sage bekommt die Bürokratiebelastung der Mittelständler hautnah mit: Das Unternehmen muss gesetzliche Vorgaben in seine Software implementieren. Wenn Mittelständler dann Seminare buchen, um die Neuerungen zu verstehen, sind diese oft überfüllt. „Wir sind daher selbst – insbesondere am Jahresende – stark von der Bürokratie belastet“, so Dewald. www.sage.de  

Autorenprofil

Verena Wenzelis war bis Juli 2016 Redakteurin bei der Unternehmeredition.

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